Grundlagen der Treibhausgas-Bilanzierung

Ausführliche Informationen zum Treibhaus-Effekt und zu den deutschen Treibhausgas (THG)-Emissionen finden sich auf der Seite des Umweltbundesamtes (UBA).
Der weitaus größte Teil der THG-Emissionen ist auf die Freisetzung von Kohlendioxid (CO2) durch die Verbrennung fossiler Energie-Träger (Kohle, Erdöl, Erdgas) zurückzuführen. Daneben spielen vor allem Methan- und Lachgas-Emissionen aus der Landwirtschaft und aus Industrie-Prozessen eine Rolle. Zur besseren Vergleichbarkeit wird die Klima-Wirkung aller Beiträge in CO2-Äquivalenten angegeben.
Im Jahr 2018 betrugen die THG-Emissionen in Deutschland ca. 866 Mio Tonnen, das macht 10,5 Tonnen pro Kopf der Bevölkerung. Das ist knapp doppelt so viel wie im weltweiten Mittel pro Person freigesetzt wird und rund 10 Mal so viel wie das UBA als Zielwert pro Person empfiehlt.
Eine proportionale Umrechnung auf die Bevölkerungszahl ergibt für die Stadt Aachen (0,31% der deutschen Bevölkerung) einen Anteil von 2,7 Mio Tonnen THG im Jahr 2018.

Die Stadt Aachen erstellt jährlich eine Energie- und CO2-Bilanz. Die Bilanz für das Jahr 2017 weist THG-Emissionen in Höhe von 2,1 Mio Tonnen aus. (Die 2018er-Bilanz ist noch in Arbeit.)
Allerdings werden in der Aachener Statistik u. a. die Emissionen aus der Landwirtschaft und aus Industrieprozessen nicht erfasst, der tatsächliche Wert liegt also höher und unterscheidet sich vermutlich nicht wesentlich von dem aus den bundesdeutschen Emissionen hochgerechneten Wert von 2,7 Mio Tonnen.
Bei der Bilanzierung werden alle aus dem Endenergie­verbrauch resultierenden THG-Emissionen berechnet, wobei möglichst der gesamte „Lebenszyklus“, von der Gewinnung der Rohmaterialien an, erfasst wird (LCA, life cycle assessment). Einzelheiten zu den Verfahren und Problemen der THG-Bilanzierung finden sich z. B. hier.

Erläuterungen zum Sektor „Strom“ der Aachener Bilanz:

Im Jahr 2017 wurde in Aachen eine Strommenge von 1197 GWh in das öffentliche Stromnetz eingespeist, 7,7% davon (92 GWh) durch erneuerbare Energien im Stadtgebiet, der Rest durch Strombezug von außerhalb. Nicht von dieser Zählung erfasst ist der Eigenstromverbrauch aus privaten PV-Anlagen und BHKWs (z. B. von gewerblichen Unternehmen) im Stadtgebiet, der schätzungsweise 200 GWh betrug. Insgesamt wurde in Aachen im Jahr 2017 also eine Strommenge von ca. 1400 GWh verbraucht. Bei der CO2-Bilanzierung wird die gesamte ins öffentliche Netz eingespeiste Strommenge entsprechend dem bundesdeutschen Strommix  bewertet; das gilt also nicht nur für den Strombezug von außen, sondern auch für die Erzeugung der Wind-, Solar- und Biogasanlagen in Aachen. Einerseits macht das Sinn, da die Stromeinspeisung dieser Aachener Anlagen schon im deutschen Strommix enthalten ist und Doppelzählungen vermieden werden müssen. Andererseits verstellt diese Art der Bilanzierung den Blick auf die lokalen Möglichkeiten und Verantwortlichkeiten. Zusätzliche PV- oder Windanlagen in Aachen haben praktisch keine Auswirkungen auf die Aachener CO2-Bilanz; Veränderungen in der Aachener Bilanz im Stromsektor sind nur auf folgende Effekte zurückzuführen:

  1. Veränderungen des Gesamt-Strombedarfs in Aachen
  2.  Veränderungen der THG-Bilanz des deutschen Strommixes
  3.  Veränderungen des Eigenverbrauchs aus Erzeugungsanlagen privater und gewerblicher Betreiber.

Zur Entwicklung und Bewertung von geplanten oder geforderten Klimanotstandsmaßnahmen der Stadt Aachen im Stromsektor ist diese (bilanztechnisch durchaus sinnvolle) Art der Betrachtung nicht zielführend. Wir gehen deshalb wie folgt vor:

Ausgangspunkt ist der Aachener Strombezug von außerhalb in Höhe von ca. 1100 GWh/a. Nach dem deutschen Strommix bewirkt diese Strommenge THG-Emissionen von 535 Mio kg CO2-Äq/a. Ziel ist es, diese Emissionen weitestgehend zu verringern, z. B. durch Reduzierung des Stromverbrauchs oder Erhöhung der Stromproduktion durch erneuerbare Energien im Stadtgebiet.