Beispiele für THG-Bilanzierungen

Erneuerbare Energien

Die Treibhausgas (THG)-Bilanzen der verschiedenen erneuerbaren Energien werden jährlich durch das Umweltbundesamt (UBA) veröffentlicht. Dabei sind auch die Vorketten-Emissionen berücksichtigt.
Beispiele aus der Bilanz für 2017 (Seite 33):

Emissionen Brutto-Vermeidung Netto-Vermeidung
Photovoltaik 67 681 614
Wind onshore 11 678 667
Biogas 404 764 359
Tiefengeothermie 192 764 572

alle Werte in g CO2-Äq pro kWh.

Beachte: Wenn man nur die vermiedenen THG-Emissionen (Brutto-Vermeidung) betrachtet, also die durch Herstellung, Auf- und Abbau, Betrieb und Entsorgung der Anlagen verursachten zusätzlichen Emissionen weglässt, dann schiene die Umstellung der gesamten Energieversorgung auf Biogas und Tiefengeothermie optimal zur Bekämpfung des Treibhauseffekts. Rechnet man aber die erzeugten THG-Emissionen gegen, so zeigt sich, dass Wind onshore und Photovoltaik eine bessere Gesamtbilanz haben.

Biomasse als Kohlenstoff-Speicher

Lebende Pflanzen entziehen Kohlendioxid aus der Luft und benutzen es zum Biomasse-Aufbau. Nach dem Absterben der Pflanze wird der Kohlenstoff durch Verrottung oder Fäulnis wieder freigesetzt, soweit keine Langzeitspeicherung (Humus, Pflanzenkohle) erfolgt.
Falls genauere Werte nicht bekannt sind, können folgende Faustregeln für die THG-Vermeidung durch Biomasse verwendet werden:

1 kg Holz entspricht 2 kg CO2-Äq.
Gräser, Kräuter, Blattwerk: 1 kg Biomasse entspricht 1 kg CO2-Äq.

Klimarelevant ist nur die Mengen-Änderung (Zuwachs bzw. Abbau) von Biomasse.

Beispiel 1: Eine 100-jährige Fichte nimmt im Laufe ihres Lebens 2,6 Tonnen CO2 auf, d. h. durchschnittlich 26 kg pro Jahr. Ein Hektar Wald (ca. 1000 Bäume) entzieht demnach im Jahr etwa 26 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre, pro Quadratmeter Waldfläche sind das 2,6 kg. Allerdings wird der maximale Massenzuwachs eines Baumes erst nach mehreren Jahrzehnten erreicht, junge Bäume sind viel weniger klimawirksam, sehr alte ebenfalls. Gemittelt über alle Altersklassen absorbiert ein Hektar Wald ca. 13 Tonnen CO2 pro Jahr.

Beispiel 2: Extensive Dachbegrünung mit Moos-Sedum-Kombination erspart 5,53 kg CO2-Äq pro m² innerhalb von drei Jahren; danach erfolgt kaum noch eine Massenzunahme. Rechnet man mit einer Nutzungsdauer von 20 Jahren, so beträgt der Brutto-Effekt 0,28 kg CO2-Äq pro m² und Jahr.

In beiden Beispielen ist für die Klima-Bilanzierung der Aufwand bei Anzucht, Pflanzung, Pflege usw. gegenzurechnen (life cycle assessment). Falls genauere Daten fehlen, ist der Aufwand zumindest abzuschätzen (s. u.). So ist beispielsweise Sport- und Parkrasen i. d. R. in der Gesamtbilanz klimaschädlich: zwar absorbiert das Gras während des Wachstums Kohlendioxid aus der Atmosphäre, die Emissionen durch die Bearbeitung übersteigen aber regelmäßig die positive Klimawirkung. Die Stadt Aachen listet für die Pflege der städtischen Sportstätten neben dem regelmäßigen Mähen folgende Arbeiten auf:

  • Bewässern bei extremer Trockenheit und Renovationsarbeiten
  • Düngung
  • Aerifizieren
  • Besanden
  • Nachsaat und Nachpflanzen
  • Tiefenlockerung
  • Vertikutieren
  • Walzen

Abschätzung des klimaschädlichen Aufwandes für Klimaschutz-Maßnahmen

In vielen Fällen werden sich die mit einer Maßnahme verbundenen zusätzlichen Emissionen nicht genau angeben lassen. Wie die obigen Beispiele zeigen, können jedoch gefährliche Fehleinschätzungen  resultieren, wenn die klimaschädlichen Wirkungen einer Maßnahme mangels besseren Wissens komplett vernachlässigt werden.  Wenn keine anderen Informationen vorliegen, schätzen wir die THG-Emissionen (Klimakosten) überschlägig   – und sehr zurückhaltend –  aus den finanziellen (Zusatz-)Kosten einer Maßnahme, und zwar zu 0,1 kg CO2-Äq pro Euro für investive Maßnahmen und 4,2 kg CO2-Äq pro Arbeitsstunde für (zusätzlichen) Personalaufwand. Zur Begründung siehe hier.